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Laufende Dissertationsprojekte am Englischen Seminar II

LRS im Englischunterricht – Entwicklung des Handlungswissens von Englischlehrkräften im Kontext der Förderung von Lese- und Rechtschreibfertigkeiten im Englischunterricht 

Dissertationsprojekt von Seyma Polat

Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (LRS) zählen zu den am weitesten verbreiteten Lernschwierigkeiten an deutschen Schulen (6-9% der Lernenden) (Strehlow & Haffner 2002). Nichts desto trotz ist LRS (Förderung bei LRS) nach wie vor sowohl in der Fremdsprachen- als auch in der Professionsforschung ein nicht ausreichend erforschtes Thema. Da sprachübergreifende kognitive Verarbeitungsmechanismen bereits beim Schriftspracherwerb der L1 zu spezifischen Schwierigkeiten führen, kann davon ausgegangen werden, dass auch der Erwerb fremdsprachlicher Schriftsprachkompetenzen eine große Herausforderung für diese Lernenden darstellt. Auch wenn die kommunikative Kompetenz das vordergründige Ziel des englischen Fremdsprachenunterrichts (FSU) darstellt, sind Lesen und Schreiben integrale Bestandteile des kommunikativen FSU und sollten auch in diesem Rahmen gefördert werden (vgl. Gerlach 2019). Um den Bedürfnissen von Lernenden mit LRS gerecht zu werden, benötigen Englischlehrkräfte der Sekundarstufe I praktisches Handlungswissen zur Förderung der Lese- und Rechtschreibfertigkeiten von Lernenden mit LRS – ein Inhalt, der in der ersten Phase der Lehrer*innenbildung nicht ausreichend vermittelt wird. Angesichts der sehr hohen Anforderungen der (zeitlich begrenzten) zweiten Phase sollte die dritte Phase der Lehrer*innenbildung dafür genutzt werden, um Englischlehrkräften die Möglichkeit zu bieten, dieses für die Praxis notwendige Handlungswissen im Rahmen einer Fortbildung zu entwickeln (vgl. Kormos & Nijakowska 2017). In einer Interventionsstudie soll folglich der Forschungsfrage nachgegangen werden, wie sich eine intensive Lehrkräftefortbildung zur Förderung der Lese- und Rechtschreibfertigkeiten von Lernenden mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten im Englischunterricht auf die Handlungskompetenz von Englischlehrkräften auswirkt. Die wöchentliche Präsenz Fortbildung soll vier Sitzung à drei Stunden umfassen. Zu drei Testzeitpunkten sollen die Selbstwirksamkeitseinschätzungen und das professionelle Handlungswissen der teilnehmenden Lehrkräfte erhoben werden. Das erste Konstrukt soll über einen quantitativen Fragebogen und das zweite über die schriftliche Beantwortung von einschlägigen Fallvignetten (qualitativ) erfasst werden. Die erhobenen Daten sollen mit Blick auf die Wirksamkeit der Fortbildung sowie auf langfristige Zusammenhänge zwischen den zwei theoretischen Konstrukten analysiert werden. Dadurch sollen mögliche Erkenntnisse in die Professionalisierung von Englischlehrkräften gewonnen und Rückschlüsse auf die Strukturierung der drei Phasen der Lehrer*innenbildung in Bezug auf inklusive Inhalte (insb. unterrichtliche LRS-Förderung) gezogen werden.

Literatur: 

Gerlach, D. (2019). Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (LRS) im Fremdsprachunterricht - 7 wichtige Punkte für einen erfolgreichen Start ins Thema. Tübingen: Narr Francke Attempto.

Kormos, J., & Nijakowska, J. (2017). Inclusive practices in teaching students with dyslexia: Second language teachers’ concerns, attitudes and self-efficacy beliefs on a massive open online learning course. Teaching and Teacher Education, 68, pp. 30-41.

Strehlow, U., & Haffner, J. (2002). Definitionsmöglichkeiten und sich daraus ergebende Häufigkeit der umschriebenen Lese- bzw. Rechtschreibstörung – theoretische Überlegungen und empirische Befunde an einer repräsentativen Stichprobe junger Erwachsener. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 30 (2), pp. 113-126.

 

Bildung für nachhaltige Entwicklung im Englischunterricht – Literaturdidaktische Überlegungen zu Werten und Handlungen in der Primar- und Sekundarstufe

Dissertationsprojekt von Svenja Rosenau

Im Zuge der durch die UNESCO ratifizierten „Agenda 2030“ haben Akteur*innen im Bildungswesen den Auftrag erhalten nachhaltigkeitsbezogene Themen und Kompetenzen in den Didaktiken aller zu inkludieren und zu implementieren. Theoretisch fundierte Auseinandersetzungen über die Verknüpfung der Didaktiken mit dem Bildungskonzept der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) existieren jedoch bislang lediglich in Ansätzen. Aus diesem Grunde fungiert meine Dissertation als theoretische Aufarbeitung einer Verknüpfung des BNE-Konzepts mit literaturdidaktischen Konzepten aus der Fremdsprachendidaktik für den Englischunterricht. Im Zuge dieser Aufarbeitung vertrete ich die Hypothese, dass im Besonderen geisteswissenschaftliche Zugänge zu nachhaltigkeitsbezogenen Themen im Englischunterricht aufgegriffen werden sollten, da sie z.B. Mehrdeutigkeitstoleranz oder auch Diskursfähigkeiten fördern können. Gleichzeitig ermöglichen literarische Texte eine Reflektion und Aushandlung darüber inwiefern kulturelle Phänomene unsere Werte determinieren, inwiefern diese Werte unsere Handlungen beeinflussen und über welche Handlungsspielräume Individuen verfügen, wenn sie auf lokaler Ebene ein globales Problem (z.B. die globale Umweltkrise) lösen müssen.